Trennt sich jetzt die spreu vom Weizen?
Ich lebe gerade sehr zurückgezogen, nicht nur im realen Leben, sondern auch hier in der Social Media Welt. Ich muss gestehen, dass mir vieles hier gerade sehr auf die Nerven geht. Dieses Lamentieren, ob Masken nun sinnvoll sind oder nicht und was die Politik nun wieder falsch macht und welche Angst wir haben sollten, weil unsere Freiheit eingeschränkt ist, löst die unterschiedlichsten Gefühle in mir aus. Von Wut, Traurigkeit, Verzweiflung über die grassierende Dummheit bis Langeweile und Angewidertsein über die Respektlosigkeit ist alles dabei. Leben heißt Verantwortung für mich und in dieser Zeit ganz besonders.
werte sind nicht verhandelbar
Freiheit ist für mich ein hoher Wert ebenso wie Liebe. Ich habe bestimmt für vieles Verständnis, aber für eines ganz sicher nicht, das ist Rücksichtslosigkeit. Am liebsten würde ich jeden, der über das Tragen von Masken diskutiert, auf eine Intensivstation schicken. Mal ein paar Tage die Luft dort schnuppern, ich bin sicher, das würde viele erden.
wenn die luft aus geht
Keiner, der es nicht selbst erlebt hat, weiß, wie absolut hilflos und ohnmächtig man sich fühlt, wenn man am Bett eines seiner liebsten Menschen sitzt und zusehen muss, wie er mit dem Leben kämpft. Wie er um jeden Atemzug trotz Beatmungsgerät und Ecmo ringen muss. Wie trostlos Worte des Mutmachens klingen. Wie schwer es ist für den Liebsten und einen selbst, diese quälende Ungewissheit und das Leiden zu ertragen. Wie lange kann und muss diese Qual noch ausgehalten werden? Gibt es überhaupt Hoffnung auf Genesung?
Ich habe das als Partnerin vor anderthalb Jahren über einen langen Zeitraum erfahren müssen. Ich habe hautnah miterlebt, wie schrecklich es ist, den liebsten Menschen an Geräten angeschlossen zu sehen und in dieser Lage, nichts mehr selbst machen zu können. Ich habe die tiefe Verzweiflung gesehen und auch ich war verzweifelt. Und ich habe auch das Ende, das Sterben miterlebt. Ich wünsche das niemanden zu spüren, wie das ist, wenn die letzte Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzt und der Tod zuschlägt. Das Gefühl, wenn der letzte Atemzug getan, der letzte Herzschlag verklungen und die Spannung den Körper verlässt und Du allein zurückbleibst, den leblosen Körper im Arm haltend.. es ist ein Moment, den Du nie vergessen wirst.
mein Warum
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Beitrag schreibe. Aber ich fühle mich verpflichtet, meinen Beitrag zu leisten und an die Mitmenschlichkeit zu appellieren. Und deshalb teile ich einen kleinen Einblick meiner sehr privaten Gefühle auf der pneumologischen Intensivstation der Charité.
Wenn wir irgendwie auch nur ein kleines bisschen dazu beitragen können, dass Menschen vor Ansteckung geschützt werden, damit sie nicht auf einer Intensivstation landen müssen, dann haben wir die moralische Verpflichtung, alles in unserer Macht stehende, dafür zu tun und zwar ohne Diskussion. Solange man nicht selbst betroffen ist, scheint die Gefahr weit weg. Die Situation ändert sich jedoch schlagartig sobald es einen Deiner liebsten Menschen trifft. Leben heißt Verantwortung.
Egoismus als Chance?
In Krisensituationen kommen Denkweisen ans Licht, die man bei sich selbst vielleicht noch gar nicht so wahrgenommen hat aufgrund bisher fehlender Auseinandersetzung mit den eigenen Tiefen. Der gerade massiv sichtbare Egoismus lässt meine Hoffnung, dass wir als Gesellschaft gemeinsam nach vorn denken und gehen, ins Wanken geraten. Er zeigt, wo jeder einzelne steht. Das könnte für diejenigen, die mutig genug sind, hinzusehen, richtungsweisend sein. Wie gut würde es tun, die heißen Themen mal anzupacken, sich auf einen neuen Weg zu machen und die Opferrolle zu verlassen.
Egoismus ist immer angstgesteuert, kleindenkend und paradoxerweise auch einengend. Ganz besonders schlimm empfinde ich die Posts von selbsternannten Selbstliebe ProphetInnen, die lautstark verkünden, sie bräuchten keinen Mundschutz, weil sie das Universum schützt. Bestimmt legen sie im Auto auch keinen Sicherheitsgurt an. Dann ist es allerdings ihr Problem beim Crash und nicht das eines anderen Menschen.
liebe deinen nächsten wie dich selbst
Nicht falsch verstehen, Selbstliebe ist großartig und wichtig und die Basis für eine gute Selbstführung. Aber sie ist in meinen Augen nicht egoistisch sondern allumfassend und bezieht sich ebenso auf den anderen. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ So steht es in den alten Schriften und ich finde es bringt aktuell auf den Punkt, worauf es gerade besonders ankommt. Gib auf Dich acht und achte auch alle anderen. Leben heißt Verantwortung.
Bleiben Sie gesund und optimistisch
Sabine Beley
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